Geschichte

Seit 1968 treffen sich Wissenschaftler aller genetischen Bereiche zum jährlichen Gedankenaustausch: damals wurde die Gesellschaft für Genetik e.V. München von Gerhard Röbbelen, Hannes Laven, Fritz Kaudewitz, Hans-Joachim Becker, Fritz Anders, Hans-Peter Hofschneider und Walter Klingmüller gegründet (siehe auch: "Aus den Anfängen"). Tatsächlich war sie eine Neugründung, nachdem die Deutsche Genetische Gesellschaft, die vor dem Kriege die prosperierende genetische Wissenschaft in Deutschland repräsentierte, nicht mehr existierte. Bereits seinerzeit hatte die Genetik eine zentrale Rolle innerhalb der Biologie eingenommen und war zudem mit etlichen anderen wissenschaftlichen Disziplinen eng verflochten.

 

1908, wenige Jahre nach der Wiederentdeckung der Mendelschen Vererbungsgesetzte im Jahre 1900 wurde die „Zeitschrift für induktive Abstammungs- und Vererbungslehre“ gegründet und wenig später erschienen die Genetik-Bücher von Erwin Baur, Richard Goldschmidt und Valentin Haecker. Ein internationaler Genetik-Kongreß in Berlin zwei Jahrzehnte später spiegelte den Aufschwung der Genetik in Europa und den USA wider. Fehlentwicklungen in den Zeiten der Naziherrschaft haben die Entwicklung der Genetik nach dem Krieg in Deutschland besonders belastet. Die Gründung der Gesellschaft für Genetik war daher ein wichtiger Schritt für einen Neuanfang mit dem Ziel, durch einen intensiven Informationsaustausch die Entwicklung dieser wichtigen Disziplin auch in der Bundesrepublik voranzutreiben.

 

In der Genetischen Gesellschaft e.V. München ist – gemäß Satzung – als Mitglied jede Person willkommen, die Interesse an der Genetik bekundet. Die Zahl der Mitglieder beträgt derzeit 620 mit einem hohen Anteil junger Wissenschaftler. Die Förderung der jungen Genetiker ist ein besonderes Anliegen der Gesellschaft. In diesem Rahmen unterstützt sie den Nachwuchs, zum Beispiel durch Reisestipendien zu den Jahrestagungen bei aktiver Teilnahme an den Wissenschaftlichen Veranstaltungen.

 

Während der Jahrestagung der Gesellschaft für Genetik in Gießen (1997) wurden zum dritten Male Doktorantenpreise vergeben, die für herausragende Arbeiten aus allen Gebieten der Genetik ausgelobt wurden. Während der Jahrestagungen wird den Preisträgern die Möglichkeit gegeben ihre Arbeiten vorzustellen.

 

Die jährlichen Treffen sind dem Ziel verpflichtet, einerseits wichtige Themen der Genetik durch nationale und internationale Redner sichtbar zu machen und zu diskutieren, aber andererseits auch ein Forum für den wissenschaftlichen Nachwuchs zu sein. Jüngere Wissenschaftler/innen haben somit die Gelegenheit, ihre Forschungsergebnisse nicht nur durch Posterpräsentationen, sondern auch durch Kurzvorträge vorzustellen. Die Themenkreise, die für die Jahrestagungen ausgewählt werden, spiegeln sowohl die Breite der genetischen Forschung als auch die wissenschaftlichen Schwerpunkte der Mitglieder unserer Gesellschaft wider. Die jährlichen Treffen reflektieren ferner die zunehmende Verknüpfung mit der humangenetischen Disziplin, was sich wiederum an der Zahl der Mitglieder aus dem humangenetischen beziehungsweise humanmedizinischen Bereich zeigt.

 

Priv. Doz. Dr. Reiner Johannison